«Wir müssen die Cybersicherheit entmystifizieren»
Am 13. und 14. Mai 2025 findet in der Schweiz die zweite Ausgabe der Global Conference on Cyber Capacity Building (GC3B) statt. Der Fokus der Konferenz liegt auf der sicheren Nutzung neuer Technologien im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Das internationale Genf dient als Plattform, um Akteure aus den Bereichen Cybersicherheit und digitale Entwicklung zusammenzubringen. Vom 12. bis 16. Mai 2025 findet zudem die erste Ausgabe der Geneva Cyber Week statt.

Staatssekretär Alexandre Fasel nahm an einem hochrangigen Segment teil, das von der Entwicklungsagentur der Afrikanischen Union und vom WEF organisiert wurde. © Keystone
Herr Fasel, die diesjährige GC3B in Genf bringt die gesamte internationale digitale Gemeinschaft im weitesten Sinne zusammen, darunter Akteure aus verschiedenen Bereichen der Cybersicherheit, einschliesslich der Entwicklungszusammenarbeit. Wie wichtig ist es, gerade jetzt über Digitalisierung und die Sensibilisierung für dieses Thema zu sprechen?
Die globale digitale Transformation schreitet rasant voran und führt zu immensen Vorteilen in vielen Lebensbereichen. Sie beschleunigt z. B. die wirtschaftliche Entwicklung, fördert Innovationen, verbessert den Zugang zu Bildung und Gesundheitsdiensten und stärkt die politischen Mitwirkungsmöglichkeiten. Die digitale Transformation ist ein wichtiger Faktor in der Entwicklungszusammenarbeit und trägt zur Erreichung von Entwicklungszielen wie z. B. die Ziele 2030, bei. Digitalisierung kann aber auch neue Risiken schaffen, die Entwicklungserfolge gefährden können.
Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz setzt sich für die Reduktion dieser Risiken ein...
Ja! Mit fortschreitender Digitalisierung wird beispielsweise auch die Angriffsfläche für Cyberangriffe grösser. Nachhaltige digitale Entwicklung bedingt daher auch, dass diese Risiken minimiert und die Cyber-Resilienz der Nutzer und Systeme gestärkt werden. Wir müssen die Cybersicherheit entmystifizieren. Sie gehört zur digitalen Welt wie der Sicherheitsgurt zum Auto und ist kein Thema mehr, das nur technische Experten betrifft. Cybersicherheit ist deshalb ein zentraler Faktor von nachhaltiger digitaler Entwicklung. Das ist das Ziel der «Global Conference on Cyber Capacity Building (GC3B)»: Die Welt der Cybersicherheit und der Entwicklungszusammenarbeit zusammenbringen.
Genf ist eine zentrale und wichtige Drehscheibe mit einer sehr aktiven und breiten digitalen Gemeinschaft. Es macht also Sinn, eine Veranstaltung wie die GC3B in Genf durchzuführen.
Genf ist tatsächlich Sitz zahlreicher Akteure, die im Aufbau von Cyber Resilienz auf allen Ebenen – technisch, operationell, diplomatisch – aktiv sind. Zu denken ist z.B. an die DiploFoundation, DCAF, das CyberPeace Institute, aber auch an Organisationen wie die ITU, UNDP, UNIDIR oder das WEF Centre for Cybersecurity. Die Durchführung der GC3B in Genf bietet eine hervorragende Gelegenheit, Synergien aufzubauen und zu nutzen.
Cyber-Resilienz ist für alle Staaten relevant, aber kein Staat kann sie alleine erreichen. Sie erfordert internationale Zusammenarbeit. Die GC3B verkörpert diesen integrativen Ansatz und bringt Regierungen, internationale Organisationen, die Zivilgesellschaft und den Privatsektor zusammen.
Die Thematik der Konferenzen entspricht den strategischen Schwerpunkten, welche sich die Schweiz mit der Aussenpolitischen Strategie, der Strategie Digitalaussenpolitik, der Strategie Abrüstung, der Strategie Internationale Zusammenarbeit sowie der Nationalen Cybersicherheitsstrategie gesetzt hat.
Inwiefern wird die GC3B auch zu einer Stärkung des internationalen Genf beitragen?
Das internationale Genf ist weltweit bekannt als Zentrum globaler Gouvernanzfragen. Dazu gehört auch die digitale Gouvernanz. An der Konferenz werden ca. 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 160 Ländern erwartet. Die in Genf und der Schweiz ansässigen Organisationen erhalten durch die Konferenz auch die Möglichkeit, ihre wichtige Arbeit einem globalen Publikum zu präsentieren. Damit wird ein Schlaglicht auf die Genfer Expertise geworfen und das internationale Genf als digitaler Hub gestärkt.
Am Rande der Konferenz findet die erste Ausgabe der Geneva Cyber Week statt. Was können Sie uns über die Hintergründe erzählen?
Ziel der Geneva Cyber Week ist es, das in Genf vorhandene Wissen in den Bereichen internationale Zusammenarbeit, multilaterale Diplomatie und Cybersicherheit zu verknüpfen. Damit fördern wir die bereits zentrale Rolle Genfs im globalen Cybersicherheitsökosystem. Die Geneva Cyber Week bietet der globalen Cybersicherheitsgemeinschaft die Möglichkeit, in Genf zusammenzukommen und Verbindung zu den in Genf ansässigen Einrichtungen und dem Wissens- und Erfahrungsschatz der «Genfer Digital Community» aufzubauen und zu stärken. Das Konzept einer Cyber Week an sich ist nicht neu und jedes Jahr werden weltweit verschiedene Cyber Weeks durchgeführt. Bisher gibt es aber weltweit keine einzige Cyber Week, die an einem zentralen Standort multilateraler Diplomatie und Zusammenarbeit, wie es das internationale Genf ist, stattfindet. Das ist eine Innovation.