Innovationen aus dem internationalen Genf für die UNO-Friedensförderung

Die Schweiz stärkt mit den «Geneva Consultations» die Verbindung zwischen Genf und New York in der UNO-Friedensförderung. Als Zentrum für Diplomatie und Innovation liefert das internationale Genf wichtige Impulse für die Überprüfung der UNO-Friedensarchitektur 2025 – mit Fokus auf nachhaltige Finanzierung der Friedensförderung und die Verknüpfung von Menschenrechten mit der Konfliktprävention.

Aufnahme von den Geneva Consultations.

Mit den Geneva Consultations bringt die Schweiz Impulse aus dem internationalen Genf ein für die Stärkung der UNO-Friedensförderung. © GPP / Olivier Chamard

Die Friedensförderung ist eine der zentralen Aufgaben der Vereinten Nationen. Im Jahr 2025 findet die umfassende Überprüfung der UNO-Friedensförderungsarchitektur (Peacebuilding Architecture Review, PBAR) statt, ein Prozess, der alle fünf Jahre durchgeführt wird, um die Wirksamkeit der bestehenden Mechanismen in der Friedensförderung zu bewerten und neue Wege zur Stabilisierung und Konfliktprävention zu erörtern. Eine besondere Bedeutung in diesem Prozess kommt dem internationalen Genf zu, das mit seiner Expertise und institutionellen Dichte einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der globalen Friedensbemühungen leistet.

Genfer Innovationen für die Friedensförderung

«Als Sitz zahlreicher diplomatischer Vertretungen, internationaler Organisationen, NGOs, Hochschulen und des Privatsektors spielt Genf eine unverzichtbare Rolle bei der Sicherung und Festigung des Friedens», unterstrich Julien Thöni, stellvertretender UNO-Botschafter der Schweiz in Genf. Die Genfer Gemeinschaft trägt entscheidend zur PBAR bei, indem sie praxisnahe Erkenntnisse und innovative Lösungen in den Umsetzungsprozess in New York einbringt.

Genf spielt eine unverzichtbare Rolle bei der Sicherung und Festigung des Friedens.
Julien Thöni, stellvertretender UNO-Botschafter der Schweiz in Genf

In diesem Rahmen hat das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten am 14. Februar 2025 gemeinsam mit der Geneva Peacebuilding Platform (GPP) und Interpeace eine Expertenkonferenz, die «Geneva Consultations», organisiert. Vertreterinnen und Vertreter aus internationalen Organisationen, der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und der Wissenschaft kamen zusammen, um konkrete Handlungsempfehlungen für die PBAR-Abschlussresolutionen der UNO-Generalversammlung und des UNO-Sicherheitsrats zu entwickeln. Wichtige Themenfelder sind dabei die Finanzierung der Friedensförderung und die Rolle des Privatsektors sowie der Miteinbezug des Menschenrechtssystems auf globaler, regionaler und lokaler Ebene in der Konfliktprävention.

Die ständigen Vertreter von Ägypten und Slowenien bei der UNO in New York an den Geneva Consultations.
Die ständigen Vertreter von Ägypten und Slowenien bei der UNO in New York führen die diesjährigen PBAR-Verhandlungen innerhalb der UNO und waren aktiv an den Geneva Consultations beteiligt. © GPP / Olivier Chamard

Finanzierung der Friedensförderung

Ein zentrales Thema der PBAR 2025 ist die Frage, wie Friedensinitiativen nachhaltig finanziert werden können. Trotz knapper Mittel der UNO-Mitgliedstaaten hat die UNO-Generalversammlung im Dezember 2023 beschlossen, den UNO-Friedensförderungfonds durch festgelegte Beiträge zu stärken. Dennoch bleibt das Potential des Privatsektors und privater Investitionen in diesem Bereich unterentwickelt. «Die Rollen des Privatsektors in Bezug auf Frieden sind vielfältig. Wir sehen zum Beispiel private Investoren, die sich für Standards für Konfliktprävention und soziale Kohäsion einsetzen, weil dies lokale Märkte stabilisiert, gerade in unsicheren Kontexten», unterstrich Christian Frutiger, Vizedirektor der DEZA, in Genf.

Die Rollen des Privatsektors in Bezug auf Frieden sind vielfältig.
Christian Frutiger, Vizedirektor der DEZA

Hier bietet Genf innovative Ansätze: Finanzinstitute, Investoren und Unternehmen engagieren sich zunehmend in der Entwicklung neuer Finanzierungsmodelle für Friedensförderung. Während der PBAR-Diskussionen sollen daher insbesondere Genfer Ansätze zur Verknüpfung von Finanzinstitutionen und Unternehmen mit Friedensinitiativen präsentiert und ausgeweitet werden. Die Roundtable-Diskussion, die von der der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und Interpeace organisiert wurde und an der Vertreterinnen und Vertreter des Privatsektors und Organisationen wie Sustainable Finance Geneva teilnahmen, hat konkrete Vorschläge erarbeitet, die in die PBAR-Abschlussdokumente einfliessen könnten. Dazu zählen eine systematischere Anbindung des Privatsektors an die Friedensförderungsarchitektur. Dies könnte zum Beispiel durch die Förderung und Definition von friedensfördernden Investitionen im Finanzsektor, sowie dem zur Verfügung stellen von friedensorientierten Marktanalysestrategien zur Schaffung neuer Partnerschaften auf lokaler Ebene geschehen.

Menschenrechte als Fundament der Friedenssicherung

Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Verknüpfung von Menschenrechten mit Friedensförderung. Die PBAR 2025 bietet die Gelegenheit, die in früheren UNO-Resolutionen anerkannten Verbindungen zwischen Menschenrechten, nachhaltiger Entwicklung und Konfliktprävention weiter zu stärken und deren kritische Relevanz in Erinnerung zu rufen. Genf als Zentrum des internationalen Menschenrechtssystems kann hier mit seinem breiten Netzwerk an Organisationen und Institutionen eine entscheidende Rolle spielen. «Das Menschenrechtssystem stellt eines der wichtigsten Frühwarnsysteme für gewaltsame Konflikte dar und verfügt über einige der wirksamsten Instrumente zur Prävention einer Eskalation. Es ist an der Zeit, die Architektur der Menschenrechte und der Friedensförderung sinnvoller miteinander zu verknüpfen» erklärt Adam Day, Direktor des Genfer Büros der United Nations University (UNU), der die Roundtable-Diskussion zu Menschenrechten und einem gerechtem Frieden an den Geneva Consultations moderierte.

Das Menschenrechtssystem stellt eines der wichtigsten Frühwarnsysteme für gewaltsame Konflikte dar und verfügt über einige der wirksamsten Instrumente zur Prävention einer Eskalation.
Adam Day, Direktor des Genfer Büros der United Nations University

Die Expertenrunde zu diesem Thema hat sich heute in Genf unter anderem mit der Frage befasst, wie Menschenrechtsmechanismen effektiver in Friedensprozesse integriert werden können. Dies war auch eine Priorität der Schweiz während ihrer Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat 2023-2024. Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen dem UNO-Menschenrechtsrat, der UNO-Friedenskommission (PBC) und weiteren Akteuren könnte dazu beitragen, die Ursachen von Konflikten frühzeitig zu identifizieren und gezielte Massnahmen zur Konfliktprävention zu entwickeln.

Wie weiter nach den Geneva Consultations?

Die Ergebnisse der Genfer Diskussionen werden zu den Verhandlungen für die Abschlussresolutionen der PBAR 2025 beitragen, die im laufenden Jahr sowohl in der UNO-Generalversammlung als auch im Sicherheitsrat geführt werden sollen. Zudem wird nächsten Oktober im Rahmen der 12. Geneva Peace Week eine Folgekonferenz stattfinden, auf der die Fortschritte und Herausforderungen der PBAR 2025 reflektiert werden.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Genf und New York in der Friedensförderung – welche die Schweiz unter anderem mit den «Geneva Consultations» fördert – zeigt, wie wichtig innovative Ansätze sind, um nachhaltige Lösungen für globale Herausforderungen zu finden. Das internationale Genf bleibt damit ein unverzichtbarer Knotenpunkt für Friedensinitiativen und ein Schlüsselakteur in der Gestaltung einer sichereren Welt

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