Der Wasserbereich ist ein für den Auftrag der DEZA besonders wichtiges Handlungsfeld: Die DEZA setzt sich dafür ein, die Not der ärmsten Bevölkerungsgruppen zu lindern, die natürlichen Ressourcen zu erhalten sowie nachhaltige Wirtschaftsperspektiven zu schaffen. Damit leistet sie einen Beitrag zu Frieden und Stabilität in der Welt. DEZA-Direktor Manuel Sager umriss die aktuellen Prioritäten und Ziele der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und gab einen Überblick über die globale Herausforderung Wasser und die Rolle der DEZA in diesem Bereich.
Süsswasser ist eine begrenzt verfügbare Ressource. Der Klimawandel, die wachsende Weltbevölkerung, neue Konsumgewohnheiten und steigende Produktionsraten setzen die weltweiten Wasserreserven unter Druck. Heute haben 844 Millionen Menschen keinen Zugang zu einer elementaren Trinkwasserversorgung. Zudem sterben gemäss Weltgesundheitsorganisation jeden Tag tausend Kinder unter fünf Jahren infolge verschmutzten Wassers und fehlender sanitärer Anlagen. Die Schwierigkeiten beim Zugang zu oder bei der Versorgung mit Wasser gehen alle etwas an. Der Umgang mit dieser Ressource, ihre gerechte Verteilung und die Vermeidung von Wasserkonflikten sind dabei zentrale Aspekte.
Die Wasserbewirtschaftung ist ein besonders komplexes Thema, mit dem sich die internationale Gemeinschaft befassen muss: 153 Staaten teilen Flüsse, Grundwasserreserven oder Seen mit einem oder mehreren Nachbarländern. Die Schweiz verfügt über breites Fachwissen auf diesem Gebiet. Aufgrund der grossen europäischen Flüsse Rhone und Rhein sowie der grenzübergreifenden Seen hat sie langjährige Erfahrung im grenzüberschreitenden Wassermanagement und kann helfen, Lösungen für andere Weltregionen zu erarbeiten. Zudem führt die DEZA seit Jahren Kooperationsprojekte im Wasserbereich durch. Sie verhilft Menschen in ländlichen und stadtnahen Gebieten sowie in Kleinstädten zu sauberem Wasser und grundlegenden sanitären Einrichtungen. Die DEZA trägt dazu bei, dass neue politische sowie technische Lösungen im nachhaltigen Umgang mit Wasser im Ausland zum Zuge kommen und funktionieren. Im Spezifischen setzt sich die DEZA auf verschiedenen Ebenen ein, dass Wasser langfristig für alle Nutzer*innen zugänglich wird. Mit dem Bau einer Trinkwasseranlage ermöglichte sie beispielsweise rund 35’000 syrischen Flüchtlingen einen direkten Trinkwasserzugang.
Danilo Türk (emeritierter Professor der Universität Ljubljana und ehemaliger Präsident Sloweniens), der auf Einladung der DEZA an der Medienkonferenz teilnahm, unterstrich die Dringlichkeit eines internationalen Engagements, denn «die einzige Alternative zu Wasser ist Wasser. Es gibt keine andere Alternative.» Türk sprach über die von der Schweiz lancierte «Blue Peace»-Initiative, ein Instrument zur Prävention möglicher Wasserkonflikte, und betonte die Bedeutung des Engagements der Schweiz in diesem Bereich.
Um allen Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu gewährleisten, müssen Regierungen, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft zusammenarbeiten: Die DEZA stellt auf politischer Ebene Kontakte her und fördert den Austausch von Fachwissen. Gemäss den Zielen der Agenda 2030 müssen sich alle Verbraucher (Industrie, Landwirtschaft, Haushalte) zu einer besseren Nutzung der Wasserressourcen verpflichten. Die DEZA sucht daher auch mit dem Privatsektor nach Lösungen.
Ein Beispiel dafür ist das von der DEZA geförderte Schweizer Projekt cewas (internationales Wassermanagement-Zentrum), das Start-ups im Wasser- und Abwasserbereich unterstützt. In Palästina, Jordanien und im Libanon haben in den letzten 3 Jahren insgesamt 65 Start-ups und Unternehmen mit Hilfe von cewas Middle East innovative Lösungen für den Wasser-, Abwasser-, und Abfallsektor initiiert. Diese Start-ups haben bis heute mehr als 200 Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen. Die jungen Gründer der Firma Clean2O nahmen am cewas-Ausbildungsprogramm teil und entwickelten einen Wasserfilter, der einen einfachen Zugang zu Trinkwasser ermöglicht, zum Beispiel bei einer humanitären Krise. Dieses sehr konkrete Beispiel, das an der Medienkonferenz vorgestellt wurde, zeigt, wie die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft erfolgreiche Projekte hervorbringen kann. Für die DEZA ist die Einbindung der jungen Generation im Rahmen von Blue Peace essenziell, denn diese hat einerseits innovative Ideen, um den Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen zu verbessern. Anderseits schafft sie somit neue und zukunftsfähige Arbeitsplätze und damit Perspektiven in krisengeprägten Regionen mit hoher Jungendarbeitslosigkeit.
Neben den Schwerpunkten Armutsreduktion und menschliche Sicherheit sollen in der Botschaft 2021–2024 daher vermehrt wirtschaftliche Aspekte im Zentrum stehen, und das Potenzial des Privatsektors soll stärker mobilisiert werden. Die strategische Wechselwirkung zwischen Migrationspolitik und internationaler Zusammenarbeit soll intensiviert werden. Für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit der DEZA sieht die nächste Botschaft eine geografische Fokussierung auf vier Schwerpunktregionen vor: Nordafrika und Naher Osten, Subsahara-Afrika, Asien (Zentral-, Süd- und Südostasien) sowie Osteuropa.
Weiterführende Informationen
Halbzeitbericht zur Umsetzung der Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit 2017–2020
Der Bundesrat definiert die strategischen Eckpunkte für die Botschaft über die internationale Zusammenarbeit 2021–2024
Wasser – Eine lebenswichtige Ressource in Gefahr
Agenda 2030, Ziel 6: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
Blue-Peace-Initiative
Globales hochrangiges Panel zu Wasser und Frieden
Projekt cewas
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