Opfer des Nationalsozialismus: Ausschreibung des Wettbewerbs zur Realisierung des Erinnerungsortes in der Stadt Bern

Medienmitteilung, 11.07.2025

Der Bundesrat hat im April 2023 beschlossen, im Zentrum der Stadt Bern einen Erinnerungsort für die Opfer des Nationalsozialismus zu errichten. Er hält es für eine wichtige Aufgabe, die Erinnerung an die Folgen des Nationalsozialismus und das Schicksal der sechs Millionen ermordeten Juden und aller anderen Opfer des NS-Regimes wachzuhalten. Auf Vorschlag des Gemeinderats der Stadt Bern wurde die Casinoterrasse in der Nähe des Bundeshauses als Standort für ein solches Projekt ausgewählt. Ein Wettbewerb wird nun ausgeschrieben, um Vorschläge von multidisziplinären Teams aus den Bereichen Kunst, Architektur und Geschichte für die Schaffung des Erinnerungsortes einzuholen.

In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bern und den Initianten des Projekts hat das EDA die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen. Ein Standort steht fest, das Programm für den Wettbewerb ist erstellt und die Jury eingesetzt. Der Gemeinderat der Stadt Bern stellt das Areal auf der Casinoterrasse für die Errichtung des Erinnerungsortes zur Verfügung, was der Lenkungsausschuss des Projekts zustimmend bestätigt hat.

Die Casinoterrasse, ein malerischer und geschichtsträchtiger Ort, befindet sich im Herzen der historischen Altstadt von Bern. Ihr beeindruckender Aussichtspunkt und ihre vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten machen sie zu einem beliebten öffentlichen Platz. Sie befindet sich zudem in unmittelbarer Nähe des Bundeshauses und des Museumsquartiers. Der künftige Erinnerungsort wird so Teil des lebendigen Alltags. Er wird für alle kostenlos zugänglich, zu Fuss erreichbar und für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet sein. Der Erinnerungsort soll sich in künstlerischer und räumlicher Hinsicht in den bestehenden Standort einfügen.

Start des Wettbewerbs

Der Wettbewerb steht grundsätzlich allen interessierten Bewerberinnen und Bewerbern offen. In einer ersten Phase wird die Jury auf der Grundlage von Eignungskriterien eine begrenzte Anzahl multidisziplinärer Teams auswählen, die insbesondere über Kompetenzen in den Bereichen Kunst, Architektur und Landschaftsarchitektur sowie Geschichtsdidaktik verfügen. Diese Teams werden ihre konkreten Vorschläge für die Realisierung des Ortes ausarbeiten.

Ziel des Verfahrens ist es, ein Projekt auszuwählen, das die Opfer des Nationalsozialismus ehrt, aber auch zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Geschichte der Schweiz zur Zeit des Nationalsozialismus und – im Lichte der begangenen Massenverbrechen – ihrer Bedeutung für die heutige Zeit anregt. Die Gestaltung sollte zeitgemäss und ästhetisch wirksam sein und die zentralen Themen des Erinnerungsortes – die erlittene Verfolgung, die Verbindungen zwischen den Opfern und der Schweiz sowie die Frage der historischen Verantwortung – hervorheben können. Als lebendiger Erinnerungsort soll er einen Raum für Dialog schaffen und das Bewusstsein für Zivilcourage, Solidarität, Menschenrechte und Demokratie fördern.

Die Jury besteht aus sechs Mitgliedern, die den Bund, die Stadt Bern sowie die Initiatoren vertreten. Sie wird ergänzt durch neun unabhängige Mitglieder, die in den Bereichen Kunst, Architektur, Geschichte, Vermittlung und Museologie spezialisiert sind. Madeleine Schuppli, Kunsthistorikerin und Kuratorin, präsidiert die Jury.

Ein nationales Projekt

Nach der Fertigstellung wird ein Trägerverein Unterhalt, Betrieb und Sicherheit, sowie Weiterentwicklung und Ergänzung des Erinnerungsortes und seines inhaltlichen Vermittlungsangebotes unterstützen. Dieser Trägerverein wurde am 10. Juni 2025 von mehreren etablierten und in der ganzen Schweiz tätigen Organisationen gegründet, nämlich dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG), der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz (GMS) und dem Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (AfZ). Der Beitritt weiterer Mitglieder sowie Partnerschaften mit bestehenden Institutionen und die Finanzierung der Aktivitäten sind in Vorbereitung. Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch eine Unterstützung des Vermittlungszentrums im St. Galler Rheintal hinzukommen.

Als der Bundesrat die Einrichtung des Erinnerungsortes in Bern im Jahr 2023 genehmigte, kündigte er auch seine Unterstützung für die Realisierung eines grenzüberschreitenden Vermittlungszentrums auf Anregung des Kantons St. Gallen an. Das im St. Galler Rheintal, an der Landesgrenze in Diepoldsau, gelegene Zentrum wird sich mit gesamtschweizerischem Fokus wie auch unmittelbaren lokalen Bezügen der Geschichte der Fluchten während der NS-Zeit widmen. Ausgehend von diesem St. Galler Vermittlungszentrum wird seit Anfang 2025 ein nationales Netzwerk in Form eines Vereins von Erinnerungsorten aufgebaut, das vom Bundesamt für Kultur finanziert wird. Das Netzwerk wird zurzeit vom Kanton St. Gallen, dem SIG, dem Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel, dem AfZ der ETH Zürich und der Stadt Bern, die zurzeit noch den jüngst gegründeten Trägerverein vertritt, getragen.

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