Wie in vielen afrikanischen Ländern ist auch die Bevölkerung in Ruanda sehr jung: 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind jünger als fünfzehn Jahre. Auch wenn die Hauptstadt Kigali mittlerweile mehr als zwanzig Jahre nach dem Völkermord überraschend modern ist, finden hier nicht alle jungen Ruanderinnen und Ruander aus ländlichen Gebieten Arbeit. Gleichzeitig reichen die verfügbaren Anbauflächen oftmals nicht mehr aus für die stark wachsende Bevölkerung. Ruanda muss daher dringend mehr Berufsmöglichkeiten für die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schaffen.
Im Einvernehmen mit der Workforce Development Authority, einer dem ruandischen Bildungsministerium unterstellten Behörde, hat die DEZA daher beschlossen, Unterstützung im Bereich der Berufsbildung zu leisten. Das Projekt kommt hauptsächlich zwei Zielgruppen zugute:
- den Jugendlichen, die nach Abschluss der obligatorischen Schule oder auch ohne Schulabschluss eine technische Ausbildung machen wollen
- den Bevölkerungsgruppen, die zum Teil am Rand der Gesellschaft leben: Frauen, ehemalige Kämpfer, Waisen usw.
Gezieltes Engagement für die Schwächsten
Bei beiden Zielgruppen geht es darum, qualitativ gute fachliche Kompetenzen zu vermitteln, die möglichst optimal auf die Bedürfnisse der ruandischen Wirtschaft ausgerichtet sind. Die Zusammenarbeit der DEZA mit der Workforce Development Authority ergänzt die Beiträge anderer Geldgeber, unterscheidet sich aber durch das direkte Engagement vor Ort, das der ländlichen Bevölkerung und vor allem den am meisten benachteiligten Bevölkerungsgruppen zugute kommt.
Bis jetzt wurden in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Privatwirtschaft sieben neue Ausbildungsgänge entwickelt (Maurer, Elektriker, Schreiner, Schweisser, Spengler, Automechaniker und Hotelgewerbe). In der Westprovinz Ruandas wurden fünf Berufsbildungszentren (Vocational Training Centers) gebaut und eingerichtet. Diese seit der Eröffnung im Jahr 2014 vom Staat unterstützten Zentren haben bis heute rund 3000 Jugendliche ausgebildet. Davon haben 830 in ihrem Berufszweig arbeit gefunden.
Dank dem Projekt können zudem zwanzig informelle Bildungseinrichtungen ein Schulungsangebot entwickeln, das die berufliche Wiedereingliederung benachteiligter Ruanderinnen und Ruander erleichtern soll. Die Wiedereingliederung erfolgt über verschiedene Sensibilisierungsmassnahmen, die von Basiskursen gefolgt werden. Schliesslich richtet sich das Projekt auch an die Lehrkräfte. Rund fünfzig Ausbildnerinnen und Ausbildnern steht ein Weiterbildungsangebot zur Stärkung ihrer fachlichen und pädagogischen Kompetenzen zur Verfügung.
Bessere Nutzung des Humankapitals
Allgemeines Ziel des Projekts ist die Förderung eines institutionalisierten und systematischen Austauschs zwischen Bildungsinstitutionen und Wirtschaftsakteuren, die Arbeitsplätze schaffen. Das Engagement der DEZA im Bildungsbereich richtet sich nach der Strategie der ruandischen Regierung zur besseren Nutzung des Humankapitals, dank der Ruanda bis 2020 zu einem Schwellenland werden soll. Ruanda hat keinen Meerzugang und auch keine bedeutenden natürlichen Ressourcen. Deshalb muss das Land in erster Linie auf die Bildung seiner Bevölkerung setzen, um ausländische Investitionen anzuziehen und neue Märkte ausserhalb der Landwirtschaft zu erschliessen. Mit der Förderung der Privatwirtschaft wird ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum gewährleistet, das seinerseits zur Verringerung der Armut beitragen wird.
Das von der Schweizer Organisation Swisscontact und der DEZA umgesetzte Projekt soll in einer zweiten Phase auf die benachbarte Provinz des Sud-Kivu (Demokratischen Republik Kongo), und in Burundi - sofern es die politische Lage erlaubt - ausgebaut werden.