
Menschenhandel betrifft verschiedene Bevölkerungsgruppen und kommt in unterschiedlicher Form vor. Es sind sowohl Frauen und Männer als auch Mädchen und Knaben betroffen. Menschenhandel hat unterschiedliche Ausprägungen und zeigt sich z.B. in sexueller Ausbeutung, Zwangsarbeit oder Organhandel.
Laut dem Eurostat Report 2015 sind ca. 80% der Opfer weiblich und die häufigste Art der Ausbeutung ist sexueller Natur (ca. 70%). Ausserdem stammen die meisten Opfer aus Osteuropa: Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Besonders gefährdet sind Personen aus schwachen sozio-ökonomischen Verhältnissen, Migrantinnen und Migranten und Angehörige von Minderheiten. Laut Eurostat haben die EU-Staaten zwischen 2010–2012 über 30‘000 Fälle gemeldet. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Dunkelziffer höher ist. Menschenhandel ist ein internationales Phänomen, dem auch die Schweiz entschieden entgegentritt.
In den Projekten des Erweiterungsbeitrags, die im Bereich Menschenhandel angesiedelt sind, arbeitet die Schweiz mit folgenden Massnahmen:
Identifikation
Opfer geben sich selten als solche zu erkennen, weisen aber oft bestimmte Erkennungsmerkmale auf. Sie weisen Spuren von Misshandlung auf oder es fehlen ihnen Identitätsdokumente.Opferschutz
Opfer von Menschenhandel haben in der Regel psychische und physische Gewalt erlitten. Sie werden temporär aufgenommen, begleitet, betreut und erhalten medizinische sowie rechtliche HilfeRückführung und Reintegration
Dazu gehören Beratung und Unterstützung auf dem Weg zurück in einen gewaltfreien AlltagPrävention
Insbesondere ethnische Minderheiten sind eine wichtige Zielgruppe von Kampagnen, denn marginalisierte soziale Gruppen sind besonders gefährdet, in die Fänge des Menschenhandels zu gelangen.
Ausserdem unterstützt die Schweiz in beiden Ländern Projekte, die auf eine verbesserte Strafverfolgung und eine effizientere polizeiliche Zusammenarbeit ausgerichtet sind, also indirekt den Menschenhandel eindämmen. In Bulgarien gibt es z.B. ein Projekt zur Strafverfolgung von Menschenhandel und organisiertem Verbrechen. Ein Projekt in Rumänien ist der Polizeizusammenarbeit zwischen Rumänien und dem Ziel- oder Transitland Schweiz gewidmet. Alle Projekte werden in enger Zusammenarbeit mit den bulgarischen und rumänischen Behörden umgesetzt.
Fokus auf besonders gefährdete Gruppen
5–10% der Bevölkerung Bulgariens und Rumäniens bestehen aus Roma – sie sind besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden. Deshalb unterstützt die Schweiz in ausgewählten Gemeinden dieser Länder Projekte zu deren sozialen Integration. Ziel ist, ihnen den Zugang zu Bildung und zum Gesundheitssystem zu vereinfachen. Langfristig erhalten die Roma dadurch bessere soziale und wirtschaftliche Perspektiven und sind weniger anfällig, Opfer von Menschenhandel zu werden.