Know-How Transfer zwischen der Schweiz und Tschechien im Bereich des Langsamverkehrs

Artikel, 17.07.2011

Im Rahmen des Partnerschaftsfonds des Schweizer Erweiterungsbeitrags in Tschechien kam eine Projektzusammenarbeit zwischen dem „Greenway Programm“ der Tschechischen Umweltstiftung Partnerschaft und der Stiftung SchweizMobil zustande. Gegenstand des Partnerschaftsprojektes war ein Erfahrungsaustausch im Bereich des Langsamverkehrs für Freizeit und Tourismus.

SlowUp in Murten
Die tschechische Delegation erhielt am slowUp in Murten einen Eindruck von der Anziehungskraft, die ein autofreier Erlebnistag auf die Bevölkerung ausübt. DEZA

Das nationale Angebot SchweizMobil half dem tschechischen Partner, eine klarere Vorstellung davon zu gewinnen, welche Massnahmen im Partnerland ergriffen werden müssen, um den Langsamverkehr zu fördern. Das Austauschprojekt ist mittlerweile offiziell abgeschlossen, eine weitere Zusammenarbeit halten aber beide Partner für sehr wahrscheinlich. Gemäss Markus Capirone und Lukas Stadtherr von der Projektleitung SchweizMobil sowie Daniel Mourek, verantwortlich für das Projekt auf tschechischer Seite, verlief die Zusammenarbeit ausgezeichnet. Dafür verantwortlich waren in erster Linie auch die idealen Vorzeichen. „Hier kam alles zusammen, was es für eine erfolgreiche Partnerschaft braucht. Beide Seiten waren interessiert und motiviert, dazu kam das Budget des Schweizer Erweiterungsbeitrages. Besser kann ein Entwicklungsprojekt nicht funktionieren“, hält Markus Capirone fest.

Schweizer Know-How entsteht – Ein nationales Modell für den Langsamverkehr

Im Jahre 2008 entstand aus der StiftungVeloland Schweiz die Stiftung SchweizMobil. Durch ausgewählte Routen, welche zu Fuss, mit dem Fahrrad, auf Inline-Skates oder sogar im Kanu begeh- beziehungsweise befahrbar sind, sollte der "sanfte Tourismus" der Schweizer Bevölkerung schmackhaft gemacht werden. Das gesamte Netz von SchweizMobil umfasst heute zirka 22‘000 Kilometer, davon sind ungefähr 9‘000 Kilometer Fahrradrouten. Die ausgereifte Umsetzung der Idee sorgte schnell auch international für Aufsehen. In Tschechien wurde das Programm Greenways der Stiftung Partnerschaft auf SchweizMobil aufmerksam und reichte 2009 zusammen mit dem Velobüro Olten (Projektleitung SchweizMobil) ein Projekt im Rahmen des Partnerschaftsfonds in Tschechien ein. Das Projekt wurde vom zuständigen Komitee bewilligt, das Budget belief sich auf 54‘000 Schweizer Franken. Gegenstand sollte der Erfahrungsaustausch im Bereich des Langsamverkehrs für Freizeit und Tourismus sein. Die wesentlichsten Budgetkosten stellten dabei Reisespesen, Vor- und Nachbereitungen von Seminaren und die Projektbegleitung dar.

Die erste Phase – das Kennenlernen

Um den Schweizer Partner besser kennen zu lernen und sich über die hiesigen Verhältnisse bezüglich der motorlosen Mobilität ein Bild machen zu können, besuchte eine tschechische Delegation im Frühling 2010 die Schweiz und SchweizMobil. Die Gruppe bestand aus knapp zwanzig Personen, darunter befanden sich Vertreter der tschechischen Stiftung, Behördenmitglieder und Journalisten.

Die Stiftung SchweizMobil war gut auf den Besuch vorbereitet. Sie stellte für die tschechischen Gäste ein einwöchiges Programm rund um das Angebot SchweizMobil auf die Beine. In einer gekonnten Mischung zwischen Theorie und Praxis vermittelten die schweizerischen Experten der tschechischen Gruppe sowohl die Grundlagen und Strategien als auch die Anwendungsbereiche ihres Modells. So unternahm man zusammen eine Fahrradtour und eine Wanderung, um den Gästen die Funktionsweise von SchweizMobil vor Ort zu zeigen.

Schliesslich erhielt die tschechische Delegation am slowUp in Murten einen Eindruck von der Anziehungskraft, die ein autofreier Erlebnistag auf die Bevölkerung ausübt. Der slowUp findet mittlerweile an verschiedenen Wochenenden in 18 Regionen statt, und bietet bis zu 40 Kilometer Strecken zum Velofahren und Skaten an, die normalerweise viel Verkehr aufweisen. Trägerschaft von slowUp ist die Stiftung SchweizMobil, in Partnerschaft mit Schweiz Tourismus und der Gesundheitsförderung Schweiz.

Die tschechische Delegation zeigte sich vom schweizerischen Modell erfreut. Mit reichlich Know-how, vielen Ideen und grossem Tatendrang reisten die ausländischen Vertreter nach einer Woche wieder zurück nach Tschechien.

Die zweite Phase – ein intensiver Erfahrungsaustausch

Im Herbst 2010 reisten im Gegenzug Vertreter von SchweizMobil für vier Tage nach Tschechien. In insgesamt vier Anlässen informierte die Schweizer Delegation über SchweizMobil. An den Präsentationen über SchweizMobil nahmen bis zu 80 Interessensvertreter teil. Darunter waren unter anderem hochrangige tschechische Behördenmitglieder sowie Vertreter der tschechischen Bahn anwesend. Nebst der Wissensvermittlung über SchweizMobil wurde auch das mögliche Vorgehen zur Umsetzung eines analogen Projektes in Tschechien diskutiert. Dabei erörterten die Teilnehmer die Frage, welche konkreten Massnahmen von Seiten der involvierten Parteien für eine erfolgreiche Umsetzung von Nöten sind.

Die Abschlussphase – ein gleichzeitiger Neubeginn

Als offizieller Abschluss des Projektes besuchte Lukas Stadtherr der Projektleitung SchweizMobil im Juni 2011 eine zweitätige Konferenz im Norden Tschechiens, an welcher die tschechische Stiftung über die Fortschritte im Zusammenhang mit dem Erfahrungsaustausch informierte. Die Stiftung präsentierte konkret ausgearbeitete Projektmassnahmen zum weiteren Vorgehen. Zum ersten Mal waren auch Vertreter der tschechischen Tourismusbehörde anwesend, ein Anzeichen, welches verdeutlicht, dass sich ein analoges Modell der Förderung des Langsamverkehrs in Tschechien immer mehr zu konkretisieren vermag. Erste Entwürfe für eine eigene Webseite für Radtouren in Tschechien wurden bereits vorgestellt, weitere Seiten für Wanderer oder Inline-Skater sollen bald folgen. Die Stiftung hat zu Informationszwecken auch eine Broschüre über SchweizMobil verfasst und übersetzen lassen. Die Broschüre ist auf der Webseite der Stiftung einsehbar. Mit der Rückkehr von Herrn Stadtherr endete offiziell auch das Projekt.

 

Markus Capirone und Lukas Stadtherr von der Projektleitung SchweizMobil und Daniel Mourek, verantwortlich für das Projekt auf tschechischer Seite.
Gemäss Markus Capirone und Lukas Stadtherr von der Projektleitung SchweizMobil sowie Daniel Mourek, verantwortlich für das Projekt auf tschechischer Seite, verlief die Zusammenarbeit ausgezeichnet. © DEZA