Auch in Rumänien ist der weltweite Trend zum Universitätsstudium zu beobachten, was zusammen mit allen Folgen der politischen und wirtschaftlichen Transition dazu geführt hat, dass gut qualifizierte Berufsleute auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Das Projekt JOBS wirkt diesem Trend entgegen. Das rumänische Bildungsministerium und das Zentrum International Projects in Education (IPE) der Pädagogischen Hochschule Zürich haben mit Unterstützung der Universität Bukarest ein Unterrichtskonzept entwickelt, das beidem, den Bedürfnissen der Wirtschaft des neuen aufstrebenden EU-Mitgliedes und den Lebens- und Berufswünschen der jungen Menschen dienen soll. Damit sich die Wirtschaft weiter entwickeln und in Zukunft mit dem europäischen Markt mithalten kann, braucht Rumänien neben den notwendigen Akademikerinnen und Akademikern vorab gut ausgebildete Facharbeiter und Expertinnen.
Brücken bauen zwischen den eigenen Fähigkeiten und der Berufswelt
Das innovative Bildungsprojekt JOBS integriert die Anforderungen des Arbeitsmarktes als fachübergreifenden Unterrichtsgegenstand in den Lehrplan der Volksschule. Dieser Ansatz stellt sicher, dass alle Lernenden im Laufe ihrer obligatorischen Schulzeit selbständig direkten Kontakt zum realen Arbeitsmarkt und somit auch eine Verbindung zwischen dem Arbeitsmarkt und ihrer formalen Bildung aufbauen. Dabei ermöglichen die kooperativ entwickelten Unterrichtsmaterialien und ein innovativer Lernansatz einen realistischen Einblick in die Arbeitswelt im jeweiligen Umfeld der beteiligten Schulen.
Eine Berufserkundung selbstständig organisieren und Informationen sammeln
Die Schülerinnen und Schüler recherchieren im Rahmen des JOBS Unterrichts selbstständig die Berufsangebote in ihrer Nähe und stellen Kontakt zu Firmen her, in denen sie in Zweierteams selbständig eine ausführliche aktive Berufserkundung planen, realisieren und auswerten. Die Firmen ihrerseits werden über das JOBS Programm informiert, sodass nach und nach lokale Netzwerke zwischen der Arbeitswelt und der Schule aufgebaut werden. Regionale Verantwortliche pflegen und expandieren dieses „Business Netzwerk", laden regelmässig Interessenten ein und schaffen Möglichkeiten für Treffen und Veranstaltungen.
Zudem durchlaufen die Lehrpersonen ein spezifisches Weiterbildungsprogramm, das ihnen ermöglicht, die Jugendlichen beim Analysieren von individuellen Stärken und Schwächen zu begleiten und sich selbst didaktisch und inhaltlich weiter zu entwickeln.
JOBS als notwendige Verbindung
Durch eine intensive Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Nationale Bildung wird eine Erweiterung des Projektes von Braşov in andere Regionen des Landes sorgfältig geplant. Eine begleitende Forschungsstudie wird in den nächsten Jahren aufzeigen, welche Auswirkung das Programm hat. Bereits jetzt reden die Lehrpersonen von einer Veränderung des Unterrichts und einem wachsenden Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler.
JOBS hat das Potenzial, den europaweit fehlenden Link zwischen der zu sehr isolierten Welt der formalen obligatorischen Bildung und der realen, sich schnell verändernden Welt der Arbeit beispielhaft aufzuzeigen und zu überwinden. Damit werden die jahrelangen Bemühungen der Schweiz in der Vermittlung des dualen Berufsausbildungssystems ideal vorbereitet und ergänzt. Bereits haben weitere Länder der Region ihr grosses Interesse angemeldet und beobachten die Entwicklungen von JOBS in Rumänien aufmerksam.