Elf Länder im Einzugsgebiet des Nils, von Uganda bis Ägypten, sind für ihre nationalen Entwicklungspläne auf das Wasser des Flusses angewiesen. Obwohl rund 437 Millionen Menschen im Flussbecken leben, gibt es bis heute keine kollektive Vision für die Entwicklung des gemeinsamen Ökosystems. Dank offizieller staatlicher Initiativen sind zwar gewisse Fortschritte zu verzeichnen. Doch sind die Zivilgesellschaft und die NGOs in den betroffenen Ländern oft isoliert und blockiert, denn es fehlt ihnen an Plattformen für den Austausch.
Um den Bürgerinnen und Bürgern, lokalen Gemeinschaften, Künstlerinnen und Künstlern sowie Studierenden im Einzugsgebiet des Nils den Dialog und Austausch zu ermöglichen, haben der ägyptische Ethnomusikologe Mina Girgis und die ägyptisch-amerikanische Sängerin Meklit Hadero 2011 das Nil-Projekt gegründet. Das im Bereich Musik und Bildung angesiedelte Projekt wird seit 2013 von der DEZA unterstützt. Über die Musik und Bildungsaktivitäten erhalten die Menschen im Einzugsgebiet des Nils Informationen, Inspiration und Unterstützung im Hinblick auf eine Zusammenarbeit zur Förderung eines nachhaltigen Ökosystems und zum Verständnis der jeweils anderen Kulturen und Bedürfnisse.
Gastaufenthalte für Musikerinnen und Musiker
Das Projekt unterstützt regelmässige Gastaufenthalte für Musikerinnen und Musiker aus Ländern des Nilbeckens sowie Workshops und Konzerte. Ein Gastaufenthalt bietet Musikern die Möglichkeit, andere Musiker und Musiktraditionen kennenzulernen. Die Künstler komponieren Musikstücke und nehmen sie auf, was ein aufführbereites Set ergibt.
Dank der Unterstützung durch die DEZA fand im Januar 2013 ein erstes Nil-Treffen (Nile Gathering) in Assuan, in Oberägypten, statt. Resultat dieser Begegnung waren eine viel beachtete CD (Aswan), zwei anschliessende Gastaufenthalte in Jinja (Uganda) und in Minya (Ägypten), eine Afrika-Tournee durch fünf Länder unter Teilnahme von 14 Musikern aus sieben Ländern und 2015 eine Tournee durch die USA. Auf der US-Tournee standen Musikaufführungen und Bildungsaktivitäten in einem Dutzend renommierten Universitäten auf dem Programm. Ein viertes Nil-Treffen ist für 2016 geplant.
Parallel dazu ist in Kairo ein Nil-Chor im Entstehen begriffen. Der Chor setzt sich aus Ägypterinnen und Ägyptern zusammen sowie aus Bewohnern und Bewohnerinnen des Nilbeckens, mehrheitlich Flüchtlinge. Die Choraufführungen werden auf Video aufgenommen und auf der Website des Nil-Projekts weltweit zugänglich gemacht. Als Beitrag zum interkulturellen Dialog werden sämtliche Liedtexte in die Sprachen Amharisch, Arabisch, Englisch und Suaheli übersetzt.